Das Bild der Rotlichtszene im Wandel
Im Rotlicht hat sich vieles gewandelt. Für Kunden aber auch Prostituierte ist das Arbeitsumfeld wesentlich angenehmer geworden. Seit 2002 ist das Geschäft mit der käuflichen Liebe legalisiert worden und hat für große Bewegungen und Veränderungen in der Rotlichtszene gesorgt. Ganz besonders in Hamburg. Dort bilden sich heute zwei Gruppen. Zu einem sind es Investoren, normale Geschäftsleute, die über Firmen Bordelle und Co. steuern. Zum anderen sind es auch bekannte Personen aus dem Rotlicht, die diverse Häuser betreiben. Während die Frauen zwanglos und ohne den mittlerweile in der Geschichte versunkenen Zuhälter der Prostitution nachgehen können, hat sich das Verhältnis unter den Betreibern aber in eine ganz andere Richtung verschoben. Das ist in der Hamburger Rotlichtszene deutlich zu spüren. Besucher bekommen auf der Reeperbahn und den anderen Amüsierecken davon wenig mit.
Früher entscheidet die Faust
In Hamburg war es früher üblich, dass Revierkämpfe oder Streitigkeiten untereinander mit der bloßen Faust ausgetragen wurden. Ganz gelegentlich kam auch einmal ein Messer zu Einsatz. Aber außer blauen Flecken und Knochenbrüchen ließen sich die Auseinandersetzungen in Hamburg im Vergleich zu heute sogar als harmlos bezeichnen.
Rotlicht Hamburg
Was früher die Fäuste waren, übernehmen heute scharfe Waffen. Im Rotlicht ist es problemlos möglich Waffen zu erwerben. Über Osteuropa lassen sich alle Arten von Waffen, selbst bis zum Panzer, problemlos einkaufen. Doch das ist nicht der eigentliche Grund, warum in der Rotlichtszene Hamburg immer häufiger Waffen zum Einsatz kommen. Prostitution ist ein großes Geschäft, das vor allem durch Nebengeschäfte interessant wird. In den letzten Jahren haben sich weltweite Mafiastrukturen aufgebaut, die auch den Großteil der Bordelle in Hamburg kontrollieren. Auch wenn der Verkauf von Sex im Vordergrund steht, wird das meiste Geld mit anderen Punkten in Kombination abgewickelt. So eigenen sich die Etablissements vor allem zur Geldwäsche, die problemlos dort durchgeführt werden kann. Revierkämpfe waren bereits dadurch vorprogrammiert. Die Prostitution in Hamburg befindet sich heute zum großen Teil in der Hand von Ausländern. Russen und Rumänen spielen eine dominante Rolle. Beide Bevölkerungsgruppen sind aber auch schon ewig verfeindet. Es lässt sich wie mit Russen und Polen vergleichen. Häufig kam es sogar schon dazu, das Russen einfach mit einem Maschinengewehr in einer polnischen Diskothek um sich schossen.- Hier geht es aber um das Rotlichtviertel und die Machtverteilung. Man kann sich vorstellen, mit welchen Methoden es dort zugehen muss.
Es ist ein einfaches Konzept, die Russen und Rumänen übernommen haben. Sie gelten nicht als besonders schlau. Dafür greifen sie gerne bei jeder Gelegenheit zu Gewalt und untermauern ihre territorialen Besitzansprüche auch mit der Schusswaffe. Aber auch Türken und Araber versuchen mit brachialer Gewalt mitzumischen. Die Zwangsprostitution gibt es zwar kaum noch, dafür nehmen aber die Revierkämpfe im Rotlichtviertel Hamburg zu. Viele deutsche Rotlichtgrößen haben sich längst zurückgezogen. Andere, die weiterhin versuchten ihr Revier in Hamburg zu verteidigen, mussten mit dem Leben bezahlen. So erging es auch damals dem Paten von St. Pauli. Stefan Hentschel galt als einer der bekanntesten Milieugrößen in der Hansestadt. Er stand bereits auf der Liste des Serienkillers Mucki, der nach Auftrag mordete und im Krieg auf dem Kiez mitmischte. Der Parte wurde zwar mehrfach angeschossen und sogar mehrmals schwer verletzt, konnte sich aber immer noch retten. Selbst das rechte Auge verlor er dabei. Doch als eine Bombe in seinem Bordell gezündet wurde, ging es finanziell mit ihm bergab. Statt von einer Kugel erwischt zu werden, erhängte er sich.
Wer beherrscht den Markt
Die Gewerkschaft der Polizei hat erkannt, dass es im Kiez Hamburg zu einem brutalen Krieg gekommen ist, der für die Bevölkerung kaum wahrnehmbar hinter verschlossenen Türen geführt wird. Grenzen gibt es längst keine mehr. So spricht Manfred Paulus (Erster Kriminalhauptkommissar a.D.Ulm/Donau) sogar davon, dass das Engagement der Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden deutlich nachgelassen habe. Nach dem Fall der Mauer haben sich viele Gruppen auf die Rotlichtbezirke in Hamburg, so wie in ganz Deutschland spezialisiert. Besonders schlimm ist es in den neuen Bundesländern. In Sachsen und Sachsen-Anhalt schauen die Polizisten heute noch offen weg. Entweder ist die Angst zu stark oder der zusätzliche Verdienst wird gerne angenommen. Hamburg ist aber dafür exemplarisch, welche Gruppen sich den Markt aufteilen:
- Russenmafia
- Ukrainer
- Albanische Clans
- Nigerianer
- Ghanaer
- Türken und Kurden
- Balkansyndikate
- Litauische Banden
Alle haben eines gemeinsam. In ihrem Land haben sie zu einem keine guten Verdienstmöglichkeiten, zum anderen sind die möglichen Strafen bei einem Gerichtsurteil in Hamburg im Vergleich zum Heimatland ein Witz. Damit ist Deutschland ein idealer Ort für Revierkämpfe. Strafrechtlich haben sie nichts zu befürchten, außer einer trockenen Zelle mit genügend Nahrung.
Bordellbetriebe werden heute zur Tarnung durch unverdächtige und nicht vorbestrafte Strohleute geführt. Aber es ist auch das gesellschaftliche Zusammenspiel. So sind auf den großen Partys der Gruppen neben Staranwälte auch Spitzenpolitiker, Polizisten, Bürgermeister, Richter, Staatsanwälte und Medienvertreter stets zu sichten, die allesamt fröhlich und ausgelassen miteinander feiern. In den Augen der Gangs häufig nützliche Idioten, die leicht steuerbar sind. Neue Spielarten in Hamburg wurden kreiert. Gang-Bang Partys, Flat-Sex Häuser und andere Angebote, wobei die Betreiber immer als seriöse Geschäftsleute vor den Behörden auftreten. Die Mafia-Gruppen sind praktisch nicht mehr zu stoppen.